Darum sind wichtige Vorsätze gut!

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Darum sind wichtige Vorsätze gut!

Alle Jahre wieder! Ich feiere gerne Silvester. Mir gefällt es, das alte Jahr zu verabschieden und ein neues zu begrüßen. Ich freue mich auf den Wechsel. Und alle Jahre wieder frage ich mit stoischer Regelmäßigkeit meine Mitfeierenden nach ihren guten Vorsätzen. Mittlerweile ist die Quote der nahezu gleichen Antwort bei 9 von 10 Befragten: „Ich habe keine guten Vorsätze – bringen eh nichts“. Noch vor wenigen Jahren habe ich glühende Reden gehalten, warum gute Vorsätze eben DOCH was bringen. Das habe ich inzwischen aufgegeben. Warum? Das war mein guter Vorsatz aus 2016…

Stimmt – gute Vorsätze bringen rein gar nichts. Wenn es nur um das Aussprechen von etwas vermeintlich „richtigem“ geht. Das klassische „ich sollte weniger trinken/rauchen, bzw. mehr Sport machen“ ist komplett sinnentleert. Denn das sind Binsenweisheiten. Soweit zum Binsenweisheiten-Coaching.
Wie gehen Vorsätze richtig? Meiner Erfahrung nach braucht es dafür eine Mischung aus zwei Komponenten. Und diese müssen in der richtigen Zusammensetzung sein.

Komponente 1: Das Vorhaben muss SMART sein.

Hinter SMART verbirgt sich eine Formel, nach derer man seine Ziele auf Sinnhaftigkeit durchdenken kann. Sie steht für:

S = Spezifisch – Ziele müssen eindeutig definiert sein
M = Messbar – Ziele müssen messbar sein (wer was wann wieviel wie oft)
A = Angemessen – Ziele müssen erreichbar sein (Ressourcen)
R = Relevant – Ziele müssen bedeutsam sein (Mehrwert)
T = Terminiert – klare Terminvorgabe.

Für das Thema “ich höre mit dem Rauchen auf“, ist diese Formel einfach. S=Schluss mit Rauchen, M= 0 Zigaretten, A= ist auf jeden Fall machbar, R= Meinem Körper wird es besser gehen, T= Ich fange nach den heiligen Dreikönigstag damit an.

So weit so gut. Warum aber rauchen dann trotzdem so viele ca. 14 Tage später wieder in gleicher Manier (und fassen auch fortan keine guten Vorsätze mehr – weil es ja eh nichts bringt)? Ganz einfach: das „R“ in unserer SMART-Formel ist nur eines von fünf gleichberechtigen Punkten. Und damit deutlich zu schwach!

Meiner Erfahrung nach muss die RELEVANZ mindestens doppelt so viel wiegen wie der ganze Rest. Sonst ist das Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Daher:

Komponente 2: Das Vorhaben muss emotional stark belegt sein.

Denn wir Menschen brauchen immer eine starke Motivation, um etwas zu tun bzw. zu verändern. Ich will nicht wieder das Thema Rauchen und die armen Raucher strapazieren (denn tatsächlich rauche ich selber noch – allerdings deutlich weniger als je zuvor) – denn das ist zu einfach. Nehmen wir stattdessen ein „weicheres“ aber umso wichtigeres Anliegen: „Ich möchte mehr Zeit für mich haben“. Eigentlich einfach – aber gerade deshalb schwer! Nach SMART könnte die Abfrage so beantwortet werden: S=Mehr Zeit, nur für mich., M=Minuten/Stunden pro Tag, A=machbar mit entsprechender Planung und Organisation, R=ich fühle mich nicht mehr fremdbestimmt, T=ich beginne nach Beendigung der Organisation damit, spätestens am Tag XY.

Reicht das? NEIN! Denn die bloße Formulierung führt zu genau einem: einer irgendwie gearteten Handlung, die irgendwie eingeleitet wird („Liebling, ich brauche mehr Zeit für mich, ab nächste Woche geht das los“), irgendwann begonnen („ich fange gleich am Montag damit an“) und sehr schnell wieder über den Haufen geworfen wird („Montag war schlecht, weil der Arbeitstag so voll war und die Kinder abends noch zum Sport gefahren werden mussten“).

Der Kern der Herausforderung ist hier: WARUM will ich denn mehr Zeit für mich und WAS ist denn das überhaupt für Zeit? Für die Herausarbeitung des Warums – der wahren Motivation – gibt es eine Menge an Coaching-Tools. Ein sehr starkes ist das sogenannte „future-pacing“. Hierfür braucht es ein gewisses Maß an Phantasie und Ehrlichkeit (weswegen das am besten mit einem Coach funktioniert, der die richtigen Fragen stellt): Man geht gedanklich in die Zukunft und tut so, als ob das Vorhaben schon umgesetzt sei und gegriffen habe. Wie geht es mir jetzt damit? Nächste Woche? Nächstes Jahr? In 5 Jahren? Welche Bilder kommen auf (wie wirkt sich das Vorhaben auf mich und meine Umwelt aus? Partnerschaft, Beruf, Kinder, etc.). Ganz wichtig: welches Gefühl macht sich dabei stark? Vielleicht Ruhe, Gelassenheit, Stärke, Freude? Falls nicht: warum nicht? Was fehlt? Oder: brauche ich das wirklich? Oder wäre es besser, wenn ich die Zeit, wie ich sie bisher verbringe anders bewerten könnte (damit sie wertvoller für mich wird)?

Hierzu ein Beispiel aus meinem Alltag: Als Geschäftsführer von zwei GmbHs und immer stärkerer Nachfrage als Coach in gleichzeitiger Kombination mit einer 7-köpfigen Patchwork-Familie mit Hund, habe ich wenig Zeit für mich. Aber die wenige Zeit nutze ich inzwischen gut als Qualitätszeit (vorwiegend irgendetwas zu tun, OHNE ein schlechtes Gewissen zu haben, weil andere Dinge liegen bleiben). Und ich habe meine Einstellung zu verschiedenen Aufgaben geändert. Zum Beispiel hatte ich zu wenig Zeit für Sport. Deshalb fing ich an, die zwingend notwendigen Hunde-Spaziergänge in Walking-Einheiten umzumünzen. Fortan bin ich wie ein Bekloppter durch den Wald gerannt, hatte eine Laufzeit-App an und war tief erzürnt, wenn der Hund sich mal wieder aus dem Staub gemacht hat und ich auf ihn warten musste (denn: Schnitt damit versaut!). Ich war wohl der am meisten gestresste Hundeausführer, den man sich vorstellen konnte. Erst nachdem mir der fabelhafte Tim Dubowy von Optimum Concepts einmal ausführlich den Zusammenhang zwischen Stresshormonen und Fettleibigkeit erklärt hat, kam die Erkenntnis, dass das alles Quatsch ist. Ich nahm mir vor, die Spaziergänge ruhiger angehen zu lassen und auch die Lauf-App abzuschalten. SMART war dabei einfach. Das WARUM auch! Denn: Ich musste ja mit dem Hund laufen – nur wollte ich dabei keinen Stress und Ärger mehr. Seitdem laufe ich deutlich langsamer (immer noch zügig, mit nahezu gleicher Kalorienbilanz) und viel entspannter. Lasse dem Hund seinen Freiraum – und mir damit auch. Ergebnis: Der beinahe täglich einstündige Spaziergang tut mir sehr gut. Ich genieße ihn als Qualitätszeit. Und habe im letzten Jahr damit weitere fünf Kilo abgenommen.

Fazit: Gute Vorsätze sind wichtig! Aber nur die wichtigen sind gut.

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